Leserbrief Jana Lacey-Krone

LESERBRIEF VON JANA LACEY-KRONE IN DER „ZEIT“:

Ihr Artikel „Schluss mit Lustig“ vom 23. März 2016 über die Wildtierhaltung im Zirkus beginnt bereits mit einer Unterstellung. Sie stellen nicht etwa die Frage „Leiden Tiere im Zirkus, ja oder nein?“, sondern Sie setzen es als angebliche Tatsache bereits voraus, dass Tierlehrer Ihren Tieren Leid zufügen. Mit diesem rhetorischen Trick zu Beginn sind die Schlussfolgerungen natürlich klar. Sie fragen also: Kann Unterhaltung ein vernünftiger Grund für Tierleid sein? Diese Frage beantworte ich Ihnen als Tierlehrerin mit einem klaren und deutlichen Nein. Kein verantwortungsvoller Tierlehrer würde seinem Tier Leid zufügen. Er ist vielmehr stets bestrebt, für die bestmöglichen Haltungsbedingungen zu sorgen. Denn nur mit einem geistig wie körperlich gesunden Tier und auf Grundlage eines Vertrauensverhältnisses zwischen Mensch und Tier sind gute Tierdarbietungen im Zirkus möglich. Ich möchte also die Frage näher beleuchten, die Sie in Ihrem Artikel bewusst übersprungen haben. Leiden Tiere im Zirkus? Damit haben sich viele wissenschaftliche Studien beschäftigt. Der Verhaltensforscher Immanuel Birmelin hat beispielsweise anhand von Hormonmessungen untersucht, ob der Transport von Löwen von Stadt zu Stadt erhöhten Stress auslöst. Ergebnis: Die Tiere zeigen keinerlei Anzeichen von Stress. Der amerikanische Zoologe Ted Friend hat sich mit den Auswirkungen des Trainings auf das Wohl der Tiere beschäftigt. Ergebnis: Es fördert ihre psychische und physische Gesundheit. Deutschland ist zudem Vorreiter in Sachen Tierschutz im Zirkus. Von einem Expertengremium erarbeitete und vom Bundeslandwirtschaftsministerium herausgegebene Leitlinien definieren für jede Tierart die Haltungsanforderungen. Großräumige Freigehege und Beschäftigungsmöglichkeiten sind dabei heute Standard. Die Tierhaltung wird an jedem Gastspielort aufs Neue von Amtstierärzten kontrolliert. Mit welcher Begründung traut sich die Autorin Ihres Artikel ein besseres Urteilsvermögen über Tierleid zu als es erfahrene Amtstierärzte an den Tag legen, die etwa dem Circus Krone regelmäßig eine vorbildliche Tierhaltung attestieren? Die moderne Dressur von Zirkustieren beruht auf einem engen wechselseitigen Vertrauensverhältnis zwischen Mensch und Tier, wovon man sich als Zirkusbesucher jederzeit überzeugen kann. In öffentlichen kommentierten Proben zeigt der Circus Krone der Öffentlichkeit, dass der Lernprozess in der Manege für die Tiere nicht etwa Qual, sondern vielmehr vielseitige Beschäftigung und Förderung ihrer natürlichen geistigen und körperlichen Ressourcen bedeutet. Ich lege dem Leser nahe: Schauen Sie sich die Tierhaltung und -ausbildung mit eigenen Augen an, in den Tierschauen und öffentlichen Proben der Zirkusse. Fragen Sie Tierlehrer, was Sie schon immer über Tiere im Zirkus wissen wollten. Und dann machen Sie sich ein eigenes Bild. – Jana Lacey

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