Ein tierischer „Way of Life“

 

portraitAlexander Lacey war zwölf, als er zum ersten Mal einen Raubtierkäfig betrat. Heute gibt der 31jährige augenzwinkernd zu, dass er im Angesicht der sechs männlichen Löwen seines Vaters einen gehörigen Schreck bekam: „Raubkatzen wirken schon von außerhalb des Käfigs betrachtet sehr mächtig, steht man ihnen dann im Käfig gegenüber, wirken sie gleich zwei Mal so groß“. Seiner „großen Passion“ für Raubkatzen tat dieser erste Kontakt aber keinen Abbruch, konsequent arbeitete der Sohn der britischen Raubtiertrainer Martin und Susan Lacey auf sein großes Ziel, eine eigene gemischte Raubtiergruppe, hin. 1993 war es dann soweit: Der damals 17jährige Alex Lacey stand zum ersten Mal eigenständig, mit einer fünfköpfigen Tigergruppe, im roten Ring.

Weitere vier Jahre später, im Juli 1997, verließ Alex den elterlichen Circus und heuerten schließlich gemeinsam mit seinem Bruder Martin Lacey junior bei  Dicky Chipperfield an. In dessen Winterquartier unterstützten die beiden die englische Circuslegende beim Training und der Pflege seiner Raubkatzen. Es war eine anstrengende aber auch enorm lehrreiche Zeit, sagt Alex Lacey heute: „Wir lernten vor allem, indem wir aufmerksam beobachteten, wie Chipperfield seine Tiere trainierte“. Zudem hatten die beiden Raubtier vernarrten Brüder das Glück, dass Jim Clubbs Winterquartier gleich gegenüber lag. Auch dort schauten die beiden so oft wie möglich beim Training zu, um von dem erfahrenen Raubtiertrainer zu lernen. Erst am Nachmittag, wenn Chipperfield mit seinen Gruppen durch war, konnten die Laceys mit ihren eigenen Tieren – zwölf Tiger und Löwen aus eigener Zucht – probieren. Aus dieser 12er-Gruppe wählte Alex schließlich acht Tiere (vier Tiger, drei Löwinnen und einen Löwen) aus, die er auch heute noch in der Manege präsentiert.

 

clownein erster Vertrag führte Alex nach Irland zum American Three Ring Circus, später umbenannt in Circus Vegas, der Familie Courtney. In Irland blieb Lacey schließlich vier Jahre. Laceys erste Station in Kontinentaleuropa war dann im Januar 2002 ein Engagement im Münchner Circus Krone-Bau, gefolgt von einer Tour durch Frankreich mit dem Cirque Medrano. Bereits 2003 folgte dann die verdiente Würdigung seiner Arbeit durch die Fachwelt: Alex gewann beim Circusfestival in Monte Carlo einen silbernen Clown. Auch Gerd Siemoneit-Barum, der neben Günther Gebel-Williams zu den großen Vorbildern Laceys gehört, zeigte sich beeindruckt und verpflichtete den jungen Briten als seinen Nachfolger in seinem Circus Barum. Vier Jahre war Lacey bei Barum engagiert, bevor er 2007 zum Zirkus Charles Knie wechselte.

 

trademarkIn der Manege verkörpert Alexander Lacey den gut aussehenden Gentleman, der in vollkommener Harmonie zu seinen Tieren steht. Laceys Dressur-Stil lässt selbst die technisch schwierigsten Tricks spielerisch leicht erscheinen. Er selbst sagt über sich, dass er in der Manege darauf achtet, „die Tiere und nicht seine Person in den Mittelpunkt“ zu stellen. Außerdem sei ihm wichtig, seine gemischte Raubtiergruppe auch als solche vorzuführen, sprich viele interaktive Tricks, an den sowohl Löwen als auch Tiger beteiligt sind, zu zeigen. Besonders stolz ist er dementsprechend auf sein „Trademark“, den Trick, bei dem sich zwei Tiger mit ihren Vorderpfoten auf dem Rücken des männlichen Löwen Massai abstützen. Dabei, räumt Lacey ein, sei der Trick gar nicht mal so schwierig, zumal sich die beiden weiblichen Tigern sowieso sehr gut mit Massai verstünden.

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Außerhalb der Manege kämpft Lacey mit vollem Einsatz für die Zukunft des klassischen Circus mit Tieren. Es gehe in erster Linie darum, „unser Publikum“ zu unterrichten. Die „Anti-Circus-Leute“ können man sowieso nicht ändern, dem interessierten, dem Circus grundsätzlich positiv gegenüber stehenden Publikum allerdings müsse man mit öffentlichen Dressurproben sowie einer sorgfältig gestalteten Tierschau gegen die Argumente der Tierrechtler immunisieren. Ihnen zeigen, dass Dressur nicht auf Gewalt, sondern auf Vertrauen zwischen Mensch und Tier beruht, dass die Arbeit in der Manege für die Tiere eine willkommene Abwechslung ist, und dass selbst das Umherreisen positiv für die Tiere sei, weil sie dadurch ständig wechselnden Reizen ausgesetzt werden und so nicht abstumpfen.