Und ihr Löwenrudel
„Mach mal!“ Mit dieser knappen Anweisung ihrer Mutter, Christiane Samel, begann 1993 die Karriere von Yvonne Muderack als Löwendresseurin. An die surreale Situation kann sich die heute 36-jährige noch genau erinnern: „Eines Tages kam meine Mutter mit zwei handzahmen Löwen an und forderte mich auf, für den Zirkus Aeros, den sie seinerzeit leitete, eine Raubtiernummer einzustudieren“. Gemeinsam mit ihrem Mann Knut Muderack (45), den sie bereits 1988 kennengelernt und 1992 geheiratet hatte, begann sie mit dem Aufbau einer Dressurgruppe, die bereits im Herbst des selben Jahres um fünf Löwen erweitert wurde. Auch, wenn Yvonne und Knut vorher nur mit Hauskatzen und anderen Kleintieren in der Manege standen, funktionierte die Arbeit mit den großen Katzen erstaunlich gut. Das notwendige Handwerkzeug, erinnert sich Yvonne, habe sie sich bei ihren Eltern Christiane und Erhard Samel abgeschaut. Die Samels feierten in den 70er-Jahren mit einer gemischten Raubtiergruppe große Erfolge im DDR-Staatszirkus und auch bei Ringling in den USA.
Aus den anfänglich zwei Löwen sind mittlerweile acht geworden. Während sechs Tiere bereits seit den Anfangstagen dabei sind, wurden die Löwen-Geschwister Sindbad und Kira erst vor fünf Jahren in die Gruppe integriert. Die Muderacks nutzen bei der Erziehung und beim Training ihrer Tiere die neuesten Erkenntnisse der Verhaltensforschung, um den Löwen das Leben in Menschenhand so angenehm wie möglich zu gestalten. Dieses beinhaltet vor allem, dass die Tierlehrer bei ihrer Arbeit weitestgehend die natürlichen Anlagen und Fähigkeiten der Tiere nutzen. Auf Tricks, die wider der natürlichen Art sind, wird daher verzichtet. Yvonne und Knut Muderack legen eher Wert auf viel Kontaktarbeit: „Unsere Raubkatzen sollen nicht für uns, sondern mit uns arbeiten, so dass auch der letzte Zuschauer erkennt, dass wir gleichberechtigte Partner sind“. Respekt und Vertrau+en zwischen Mensch und Tier, sowie eine Menge Geduld, sind das A und O für eine Humandressur. Um eine angst- und stressfreie Vertrauensbasis zu schaffen, geht dem eigentlichen Training eine ausgiebige Phase des Kennenlernens voraus, um die Wildtiere an den Kontakt mit Menschen zu gewöhnen. Die eigentliche Dressur funktioniert dann nach dem Prinzip der positiven Verstärkung.
Mit ihrer Löwengruppe sind die Muderacks gern gesehene Gäste in vielen großen Zirkusunternehmen Europas und gastierten u.a. schon in Deutschland (Krone, Großer Russischer Staatscircus, Probst, Charivari, Charles Knie), Holland (Herman Renz), Ungarn (Magyar Nemzettycirkusz Richter), Belgien (European Circus Festival Liege) und Frankreich (Festivals von Massy und Namur).