Am 16.04.2022 ist Weltcircustag und wir feiern die bunte und lebendige Vielfalt von Circus in allen seinen Ausdrucksformen.
Der Historiker Jewgeni Michailowitsch Kusnezow stellte in seinem 1930 erschienenen Buch „Zirk“ fest: „Der Zirkus ist eine Einheit der Vielfalt“.
Als darstellende Kunstform ist der Zirkus seit jeher völkerverbindend und überwindet nicht nur nationale, sondern auch sprachliche und ästhetische Grenzen. Im Zirkus konnten schon immer alle Menschen unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, Nationalität, Geschlecht, sexueller Orientierung oder Religion einen Platz finden und er trägt somit zur Verständigung der Kulturen bei.
Mit seiner unterhaltenden und Freude schenkenden Art gibt es im Zirkus keine Gewinner*innen oder Verlierer:innen, sondern Werte wie Toleranz, Respekt und Solidarität stehen im Fokus des Erlebten.
Der Zirkus steht damit für eine bunte, lebendige und gemeinschaftsstiftende Gesellschaft, für ein friedliches, gemeinsames Miteinander und vor allem für Freiheit.
Wir Zirkusschaffenden verurteilen den von Putin befohlenen Einmarsch der russischen Armee in die Ukraine und fordern den sofortigen Rückzug! Zugleich verurteilen wir jede Form der Diskriminierung russischer Mitbürger*innen, wie dies aktuell russische Artist*innen aufgrund ihrer Herkunft erfahren.
Mit diesem Krieg wird in der Ukraine nicht zuletzt auch eine Jahrhunderte alte Zirkustradition zerstört. Neben Zirkussen, die durchs ganze Land reisen, gibt es in mehreren ukrainischen Städten feste Zirkusgebäude, in denen Zirkus gespielt wird. Artisten*innen aus der Ukraine gehören zu den Stars internationaler Zirkusprogramme.
Zudem ist die Ukraine das Land mit besonders hoher Dichte an Zirkusschulen und die Ausbildung dort genießt in der Branche sehr hohes Ansehen. Durch den Krieg ist der Betrieb der Schulen unmöglich geworden. Deshalb unterstützen wir eine weltweit koordinierte Aufnahmeaktion für Zirkusschüler*innen und ihrer Trainer*innen mit ihren Familien aus der Ukraine. In Kooperation mit der Circusakademie Kyiv haben bereits mehr als 100 Schülerinnen und Schüler eine neue, sichere Unterkunft und Trainingsmöglichkeiten gefunden, 22 davon in Deutschland. Viele weitere, auch von anderen ukrainischen Circusschulen, sollen folgen und so die Chance erhalten, ihre Ausbildung trotz des Krieges in ihrer Heimat fortzusetzen.