Pressemitteilung
Zirkus ist Kultur! Endlich auch in Deutschland.
Der „Zirkus als eigenständige Form der Darstellenden Kunst“ wurde heute in das
Bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen. Das haben
die Deutsche UNESCO-Kommission und die Kultusministerkonferenz entschieden.
Den entsprechenden Antrag hatten die deutschen Zirkusverbände in enger Zusammenarbeit eingereicht. Zu diesem neuen Verbandsnetzwerk gehören die European
Circus Association (ECA), der Verband deutscher Circusunternehmen (VDCU) und
der Berufsverband der Tierlehrer, der Bundesverband Zeitgenössischer Zirkus
(BUZZ), die Verbände der Zirkuspädagogik (BAG Zirkuspädagogik und Zirkus-machtstark) sowie Gesellschaft der Circusfreunde. Gemeinsam haben sie es geschafft, dass
im letzten Jahr das Bundesland Nordrhein-Westfalen den Zirkus in sein Landesinventar des Immateriellen Kulturerbes eingetragen und zugleich für die Aufnahme in das
bundesweite Verzeichnis nominiert hat (vgl. www.mkw.nrw/kultur/arbeitsfelder/immaterielles-kulturerbe). Mit der heutigen Entscheidung zählt der Zirkus in all
seinen Formen nun auch bundesweit zum immateriellen Kulturerbe.
In ihrem Antrag betonen die Verbände, dass sich der Zirkus im Laufe seiner 250-jährigen Geschichte stets gewandelt hat. Dabei haben sich unterschiedliche Formen
ausgeprägt, die heute parallel und im gegenseitigen Austausch miteinander existieren. Als letztes Zirkusgebäude in Deutschland steht der Circus Krone-Bau in München. Alle anderen traditionellen Zirkusse sind mit Zelt und Wagen auf Tour und
spielen an wechselnden Orten mit unterschiedlichen Mischungen von Akrobatik,
Tierdressur und Clownerie. Bei kleineren Unternehmen bestreitet manchmal eine
einzige Familie das ganze Programm, bei größeren ist das Ensemble multinational
und multikulturell. Zusätzlich haben sich poetisch/nostalgische (z.B. Roncalli) und
eher laute/schrille Varianten (z.B. Flic Flac) herausgebildet.
Ausgehend von Frankreich hat sich in den letzten Jahren eine Szene des sogenannten Zeitgenössischen Zirkus entwickelt. Sie benutzt Zirkustechniken für thematische
Ausdrucksformen und legt den Schwerpunkt stärker auf eine theatrale Gesamtinszenierung als auf Einzeldarbietungen. Darüber hinaus ist Zirkus ein beliebtes Medium
der pädagogischen Arbeit. Unzählige Kinderzirkusprojekte verbreiten die Idee des
Zirkus und nutzen Zirkustechniken für pädagogische Ziele. Zirkuskunst findet sich
auch in verschiedenen verwandten Kulturformen, etwa in Varietétheatern, DinnerShows oder bei Straßenkünstler:innen. Allen Ausprägungen ist gemeinsam, dass es
im Gegensatz zu anderen darstellenden Künsten nicht in erster Linie um die Interpretation eines vorgefassten Werkes geht, vielmehr um die unmittelbare Präsentation nicht alltäglicher Fähigkeiten und Techniken.
„Wir sind sehr glücklich darüber, dass der Zirkus nun endlich auch in Deutschland als
Kulturerbe anerkannt ist“, sagt Helmut Grosscurth, der Sprecher des Netzwerks der Zirkusverbände in Deutschland.